Wir haben unsere Nachbarn von Nyta, Johannes Marmon und Johannes Müller gefragt, welchen Kaffee sie besonders schätzen und was uns – jenseits der gemeinsamen Räumlichkeiten – eigentlich verbindet. Ein Gespräch über die Liebe zum Licht und den Sinn für Ästhetik.
Nur eine schmale Wand trennt das iaro Café von Nyta. Das Kreativunternehmen steht für zeitlose und durchdachte Leuchten, die heute als Designikonen zahlreiche Wohnzimmer, Hotels und auch unser Café bereichern. Doch wer steht eigentlich hinter Nyta? Gemeinsam mit Fabian Maier, Architekt und Lichtplaner, gründen die Produktdesigner Johannes Marmon und Johannes Müller 2012 ihr Unternehmen. Direkt nach dem Studium starten die beiden Absolventen der HFG Karlsruhe damit, ihr eigenes Produkt zu erschaffen und sind heute mit ihren Designerleuchten international erfolgreich. Funfact: Ohne Nyta wäre das iaro Café heute nicht da, wo es ist – und das meinen wir ganzwörtlich: Einen Teil ihres Bürogebäudes haben Johannes Marmon und Johannes Müller uns 2020 zur Miete angeboten – und so wurden wir blitzschnell zu Nachbarn. Doch was verbindet uns wirklich? Wir haben gleich mehrere gemeinsame Knotenpunkte entdeckt und die Jungs von Nyta gefragt, was sie dazu sagen.
Das »Licht in der Nacht« – so würde man „iaro“ aus dem Altslawischen übersetzen. Das passt ziemlich gut, da unser Café ja im ehemaligen Showroom von Nyta sein Zuhause gefunden hat. Bei euch steht das Licht allerdings nicht im Namen, sondern im Zentrum eurer Tätigkeit. „Wie kann man Licht lenken?“ – das war eine der wichtigsten Fragen für das Design eurer Pendelleuchte Tilt. Warum genau habt ihr Licht zu eurem Gestaltungsmaterial gemacht?
Wir sind Produktdesigner und Architekten bzw. Lichtplaner und gestalten bis heute mehr als Licht und Leuchten – z. B. Möbel oder Gebrauchsgegenstände. Aber die Kombination aus einem eigenen Faible für Licht und Leuchten und unserem Team sowie der Wunsch, eigene Produkte auf den Markt zu bringen, hat zur Gründung von Nyta und somit auch zu unserem Fokus auf das Lichtthema geführt.
Kaffee wird bei iaro genossen, nicht konsumiert. Für uns ist es wichtig, jede einzelne Tasse zu schätzen und sich Zeit für den Genuss zu nehmen. Kaffee kann ein echter Entschleuniger im hektischen Alltag sein. Mit welcher Kaffeespezialität teilt ihr am liebsten eure Pause und wofür nehmt ihr euch die meiste Zeit im Designprozess?
Der Flat White steht hoch im Kurs bei uns, gerne mit kräftigerer Bohne. Kaffee allgemein ist ein wichtiger Tagesbegleiter bei uns im Büro. Für die Ausarbeitung der Grundidee eines Produkts nehmen wir uns viel Zeit, da diese über alles Weitere – und letztendlich natürlich auch über den Erfolg des Produkts entscheidet. Aber auch weitere Faktoren, wie z. B. die Auswahl der Materialien, die Produzierbarkeit oder die Vermarktbarkeit, beanspruchen viel Zeit. Geradezu ein Grundsatz von uns dabei ist, dass wir der Entwicklung eines Produkts die Zeit geben wollen, die es unter Berücksichtigung aller relevanten Faktoren braucht. Vertriebswünsche und auch (Messe-)Termine stehen dieser Philosophie gerne entgegen, als es ihm eigentlich gut tut. Hier gilt es, die richtige Balance zu finden.
Die Neugierde war von Anfang an unser wichtigster Motor. Wir mussten erst die Welt bereisen, um unsere Träume nach Hause zu bringen. Es war die Faszination für herausragenden Kaffee und die Frage, was geschieht, wenn wir diese Erfahrung jedem Menschen in Karlsruhe zugänglich machen. Was bedeutet Neugierde für euch und wo wärt ihr heute ohne sie?
Neugierde ist eine der wichtigsten Dinge im Leben. Das beobachten wir täglich anunseren Kindern, die durch ihre ganz natürliche Neugierde Dinge begreifen und eigene Ideen entwickeln. Ohne Neugierde geht es nicht. Das Interesse bzw. das Verstehen- und Begreifen wollen und auch immer wieder die Rückkehr zu einem leichten, spielerischen Umgang mit der Materie sind wichtige treibende Kräfte.
Unsere Vision ist es, Kaffeetrinker*innen eine gänzlich neue Erfahrung zu ermöglichen. Wir bringen ausgesuchte Specialty Coffees unter die Menschen, um so eine neue Wertschätzung von Kaffee zu generieren. Das wäre in sehr abgekürzter Version unsere Vision – aber wie sieht eure aus? Welche tiefe Überzeugung steckt hinter Nyta?
Ganz kurz und knapp: Gute, sinnvolle und ästhetische Produkte unter fairen Bedingungen herzustellen und diese an wertschätzende Menschen zu verkaufen.
Wir glauben: Weniger ist mehr. Denn nur so kann man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Auch ihr setzt in euren Entwürfen auf eine reduzierte Formensprache mit fein ausgestalteten Details. In wiefern würdet ihr euch als Minimalisten bezeichnen?
Unser Minimalismus ist keinerlei Dogma, dennoch landen wir formal gerne dort, auch weil wir – wie ihr auch – die Dinge gerne auf das Wesentliche reduzieren. Wir halten uns aber auch immer offen, in eine andere Richtung zu gehen, wenn wir einen anderen Weg schlüssig und überzeugend finden.
Kaffee ist ein Produkt, bei dem es ein feines Sensorium braucht. Der Geschmack verändert sich bereits bei den kleinsten Unterschieden in Temperatur, Druck oder Kaffeemenge. Die Entwicklung eurer Leuchten ist ein jahrelanger Prozess – jede Einzelheit will bedacht werden, und auch Kleinteile entwerft ihr selbst. Das braucht viel Feingefühl, oder?
Natürlich ist die richtige Balance ein entscheidendes Thema, das bezieht sich nicht nur auf die Entwicklung des Produkts, sondern auch auf Faktoren wie Einkauf, Vertrieb, Marketing usw. – nichts davon funktioniert ohne das andere. Auf der Gestaltung des Produkts liegt bei uns naturgemäß ein besonderes Augenmerk. Wir können viel Zeit mit der Gestaltung von feinsten Details oder mit der Optimierung der Produktion verbringen. Das hat den ein oder anderen Zulieferer auch schon ins Schwitzen gebracht ;)... Interessant ist auch, dass dieser Prozess nie abgeschlossen ist – auch bei Produkten, die wir schon jahrelang verkaufen. Es gibt immer wieder Änderungen in den Materialien, bei den Preisen, bei den Zulieferern oder auch einfach Optimierungen, die wir anstoßen – das ist und bleibt eine stete Herausforderung!
Der Sinn für Ästhetik und Design ist ein zentrales Merkmal von iaro. Die Tilt-Leuchten von Nyta hängen im Café und wurden um schlichte Holzmöbel und ein minimalistisches Interior-Konzept ergänzt. Welche Design Klassiker stehen bei euch zu Hause und welche Designer*innen inspirieren euch aktuell besonders?
Es gibt einige Klassiker von Vitsoe, Flos, Vitra und zukünftige Klassiker von Hay bei uns, aber auch viele eigene Entwürfe. Ganz aktuell ist ein „Klassiker“ unter den Designern Thema bei uns – Achille Castiglioni (inkl. seiner Brüder), einer der wichtigsten Designer überhaupt. Er hat insbesondere im Licht- und Leuchtenbereich Grundlegendes erdacht und erschaffen.
Gestartet sind wir mit einem kleinen Schaufester-Verkauf – heute haben wir Raum zum Sitzen und reichen süße wie salzige Soulfoods zu unseren Kaffees. Für die Zukunft wünschen wir uns, noch stärker eine Plattform zum kulturellen und künstlerischen Austausch zu werden. Was sind eure Pläne für die Zukunft – und wie kommt iaro dabei ins Spiel? ;)
Zukünftig werden wir wieder an ausgewählten Fachmessen teilnehmen, die wichtige Marketinginstrumente für uns waren und sind. Außerdem stehen in dem Zusammenhang auch einige Leuchten-Neuentwicklungen an. Die ein oder andere dieser neuen Leuchten wird dann auch im iaro zu sehen sein und vielleicht auch im Rahmen eines Events dem Karlsruher Publikum vorgestellt. In jedem Fall schätzen wir den Mehrwert, den Euer Café für Nyta und für uns persönlich hat.
