Wissen
Laura Kluge
Coffee History part 2: Die Geschichte der Kaffeehäuser und der Kaffeekultur
Cafés sind mehr als nur Orte, um Kaffee zu trinken; sie sind soziale, kulturelle und wirtschaftliche Zentren. Der Mensch gab den Cafés ihren Zweck, auch wenn der Kaffee die Ware ist, aus der die Institution eigentlich entstand. Diese Kultur hat eine lange Geschichte, die weit über moderne Ketten wie Starbucks hinausreicht.
Europa
Im späten 17. Jahrhundert waren Cafés in Europa wichtige soziale Treffpunkte, besonders für die Arbeiterklasse. Diese Orte boten nicht nur Kaffee, sondern auch einen erschwinglichen Eintritt und Raum für Gemeinschaft und den Austausch von Ideen.Während Restaurants sich auf Mahlzeiten spezialisierten, boten Cafés eine Plattform für politische Diskussionen und soziale Interaktionen. Cafés wurden zu Orten, an denen Menschen ohne Status ihre Meinungen äußern konnten, was sie für die Oberschicht unbequem machte. Dies führte zu Versuchen, die Cafés zu schließen, wie beispielsweise von König Karl II., der sie als Brutstätten der Unzufriedenheit sah. Auf Grund der zunehmenden Beliebtheit von Tee fanden die Cafés jedoch ihr natürliches Ende.
Weltweit
In Bogota, Kolumbien, hatten Cafés im 20. Jahrhundert eine ähnliche Funktion. Sie dienten als Treffpunkte für Intellektuelle und Künstler und spielten eine bedeutende Rolle im politischen und sozialen Leben des Landes. Die Cafés boten der Arbeiterklasse Ablenkung und der breiten Öffentlichkeit einen Raum für politische Wiederbelebung. Das Aufeinandertreffen von Intellektuellen und entwurzelten ehemaligen Militärmächten führte jedoch zu Konflikten und Aufständen und ließ die politischen Kaffeehäuser aussterben.
Auch in Frankreich hatten Cafés eine wichtige Rolle. Im frühen 20. Jahrhundert waren Pariser Cafés Zentren des Denkens, der Philosophie und der Kunst und zogen berühmte Persönlichkeiten wie Jean Cocteau und Ernest Hemingway an. In Amerika dienten Caféswährend des Vietnamkriegs als Orte für die Planung von Protesten, bekannt als „G.I.Cafés“.
In den 1960er Jahren war die Café-Kultur in New York auf wenige Orte wie Chock Full O'Nuts beschränkt. Doch heute hat sich die Bedeutung von Cafés in den USA stark erweitert. Moderne Cafés, oft Teil von Handelsketten, sind sowohl bei Geschäftsleuten als auch bei Kreativen beliebt. Diese Entwicklung spiegelt die kapitalistische Mentalität wider, die den Fokus vom gemeinschaftsbasierten Modell zu einem warenbasierten Geschäftsmodell verschoben hat.
Die Drei Wellen der Kaffeeinstustrie
Die Kaffeeindustrie wird oft in drei Wellen unterteilt. Die erste Welle in den 1960er Jahren konzentrierte sich auf vorgemahlenen Kaffee. Die zweite Welle, die durch kommerzielle Ketten geprägt war, brachte landesweite Präsenz und leichten Zugang zu Kaffee, oft jedoch auf Kosten der Qualität. Die dritte Welle legt den Fokus aufhochwertigen, handwerklich produzierten Kaffee und betrachtet diesen als "handwerkliches Lebensmittel" ähnlich wie Wein. Trotz dieser kommerziellen Ausrichtung sind Cafés weiterhin attraktive Treffpunkte für Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle. Die grundlegenden Aspekte der Café-Kultur -Kaffee, Gesellschaft und Eigentum - haben Bestand. Mit der wachsenden Nachfragenach hochwertigem Kaffee wird sich diese Kultur voraussichtlich in den kommen dennoch weiter verändern.
Quellen: Brittany Ramjattan (2020) The History of Coffeehouses and Cafe Culture
Fotos: Simon Hoefele, Charlie Firth, Rikin Katyal