Let’s talk about specialty coffee & great curiosity.
Neugierig bleiben – das ist die Philosophie von Arno Auer, Inhaber von Wood Grouse Coffee Roasters in Hannover. Die Micro Roastery steht für das Maximum an Qualität im Rösthandwerk. Der Fokus liegt auf hell gerösteten Spezialitätenkaffees aus Mittelamerika und Afrika, immer aus Rohkaffee erster Güteklasse. Als studierter Künstler und Buddhist bringt Arno eine besondere Mischung aus Kreativität und Achtsamkeit in sein Handwerk. Funky – und vor allem: unfassbar inspirierend.
Arno, teile deine Story mit uns. Wo kommst du her?
Klar, gerne. Geboren bin ich in München, aufgewachsen in Stuttgart. Mit 25 Jahren bin ich weggezogen und habe erst in Hamburg und danach in Berlin gelebt. Ich bin Jahrgang 77, also 45 Jahre alt.
Wir stellen direkt die Frage nach der großen Liebe. Wie hat sich deine Leidenschaft für Kaffee entwickelt?
Angefangen hat das Ganze vor circa 15 Jahren. Ich wollte meinen Kaffee zuhause in einer Qualität trinken, die ich bisher nur aus Cafés kannte. Also habe ich mir für meine Küche eine eingruppige Gastro-Espressomaschine gekauft, ans Festwasser angeschlossen und so lange geübt, bis ich zufrieden war mit dem Ergebnis. Später habe ich dann hobbymäßig angefangen, defekte Espressomaschinen zu reparieren.
Die Faszination für Kaffee war also einer der Wegbereiter für das Rösthandwerk. Aber da steckt sicher noch mehr dahinter: Wie genau wurdest du vom Künstler zum Röster?
Als studierter Fotograf und Künstler bist du natürlich immer auf der Suche nach einem zweiten Standbein, da je nach Auftragslage mal mehr und mal weniger los ist. Das macht dich offen für Vieles – und genau mit diesem Mindset kam ich auf die Idee, meinen guten Freund Ricus Aschemann zu kontaktieren. Ricus betreibt seit über 20 Jahren eine Kaffeerösterei in Hannover. Ich fragte ihn, ob ich an seinem Röster meinen eigenen Kaffee rösten könnte, um damit meine Marke aufzubauen und auszuprobieren, wie es läuft. Mittlerweile bin ich bei ca. 6 Tonnen Kaffee, die ich pro Jahr röste – und so wurde aus meinem zweiten Standbein das erste!
Flashback: Kannst du Dich an den allerersten Kaffee erinnern, den du geröstet hast? Wie war sein Geschmack?
Der erste Kaffee, den ich geröstet habe, war eine gewaschene, äthiopische Sorte aus der Guji Region, von der Kelloo Washing Station in Gedeb. Ich erinnere mich noch heute haargenau an den Geschmack: wundervoll und leicht, nach weißen Trauben und tropischen Früchten – sehr floral und teeartig.
Hand aufs Herz, welcher Kaffee war der beste, den du jemals geröstet hast – und warum?
Ein Kaffee, der mir sehr in Erinnerung geblieben ist, war ein Natural aus Costa Rica. Dort ist die große Besonderheit, dass auch kleine Farmen eigene Washing Stations betreiben. So haben sie nicht nur die Qualität des Kaffees komplett in der eigenen Hand, sondern auch den Raum, um zu experimentieren. Der Kaffee kam von der Don Sabino Farm und schmeckte nach dunklen Beeren, Kirschen und Schokolade.
Zurück zu deiner Arbeit als Roaster. Wie würdest du deine eigenen Kreationen bei Wood Grouse beschreiben und was macht deinen Kaffee so besonders?
Da ich selbst schon seit Jahren hell geröstete Kaffees und Third Wave Coffee kannte, war klar, dass ich ähnlich arbeiten möchte: Rösten ohne Röstaromen, mit Single Origins in höchster Qualität. Gleichzeitig wollte ich nachhaltig und transparent arbeiten und die Situation der Bauern in den Herkunftsländern verbessern – hier wurde Jahrzehnte lang sehr ausbeuterisch gearbeitet.
Bei Wood Grouse kaufen wir ausschließlich Qualitätskaffees, die den Bauern ein faires Einkommen ermöglichen. Diese rösten wir hell, um die Aromen des Kaffees nicht mit Röstaromen zu überdecken. Gleichzeitig achten wir auf Saisonalität, um unseren Kundinnen und Kunden immer feine und frische Kaffees anbieten zu können.
Für iaro röstest du vor allem den Espresso #2. Was macht diesen Kaffee in deinen Augen so besonders?
Der Espresso #2 ist aus der Idee entstanden, Menschen, die eher einen kräftigen Espresso italienischer Art gewohnt sind, an helle Röstungen heranzuführen. Das heißt, wir haben einen schokoladigen Brasil Natural ausgewählt und ihn mit einem beerigen, äthiopischen Natural gemischt.
Dein Job als Roaster ist nicht gerade mit einem Nine-to-five-Job vergleichbar. Wie sieht dein typischer Röstalltag aus?
Wir rösten zur Zeit zweimal pro Woche – Dienstag und Freitag. Ich starte morgens damit, den Röster zu reinigen und vorzuheizen. Das dauert circa 1/2 Stunde. In dieser Zeit sichte ich alle Bestellungen und stelle zusammen, wie viele Kilos von welcher Kaffeesorte gebraucht werden. Die Bestellungen werden dann je nach Sorte in 6- oder 9-Kilo-Chargen Stück für Stück geröstet. Danach wird frisch verpackt und meist direkt am Folgetag versendet.
Let’s talk about Lieblingscafés! Wo trinkst du am liebsten deinen Kaffee, wenn du mal Zeit hast?
In Hannover gehe ich sehr gerne zu unseren Freunden von Fairbase Coffee oder auch zu 24grad. Am liebsten trinke ich aber Kaffee in Berlin – bei Populus oder im Isla Café.
Das schönste Café ist unbestreitbar das törnqvist von Linus Köster in Hamburg, das heute leider nicht mehr vor Ort ist. Den besten Kaffee meines Lebens hatte ich im 4850 in Amsterdam – geröstet von April Coffee Roasters. Ein unfassbar guter Kenia Natural als Espresso.
Welchen Rat würdest du jemandem geben, der gerade erst damit beginnt, die Welt des Kaffees zu entdecken?
Das ist einfach: Sei neugierig. Und probiere absolut alles aus, was dich fasziniert!
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